Wie gestern bereits angefangen möchte ich ein paar Artikel loswerden im Sinne von “Tontechnik für Anfänger”. Zu diesem Zweck habe ich mir gleich zu Anfang ein sehr schwieriges Thema ausgesucht den sogenannten “Loudness War”.
Worum geht’s in diesem Krieg denn überhaupt? Offensichtlich geht es um Lautstärke. Aber was für eine Lautstärke und wo kommt die her?
Das erklärt das folgende Video eigentlich ziemlich gut. Ich werde aber danach noch einige Worte darüber verlieren – so ganz einverstanden bin ich mit den Aussagen nicht.
Das Video erklärt, dass es darum geht die Musik der kostbaren Dynamik zu berauben um lauter zu sein als die Musik anderer Leute.
Dem kann ich nur zustimmen. Wer laut ist gewinnt. Doch das Video ist leider auch ziemlich negativ formuliert.
Ich stimme zu, dass bei krankhafter “Totkomprimierung” durchaus ein wichtiger Teil der Musik verloren geht. Dennoch ist eine schön knackig komprimierte Bass- oder Snaredrum durchaus ein Ohrenschmaus.
Weshalb ich diesen Artikel auch schreiben möchte. Gut komprimieren ≠Tot komprimieren.
Beim Loudness War geht es offensichtlich darum auf Teufel komm raus lauter zu werden. Warum denn überhaupt?
Es heisst immer “Wer laut ist gewinnt!” Das hat sich so bewahrheitet. Ihr die Konsumenten von Musik hört diese meist aus dem Radio, dem Fernseher oder von irgendwelchen Internet-Streams (über irgendwelche Brühwürfel-Aldi-PC-Speaker- oder-noch-schlimmer). Damit auf diesen schlechten Lautsprechern überhaupt noch irgendwas das man als Musik definieren kann ankommt hat man vor einigen Jahren damit begonnen sehr stark zu komprimieren.
Ein durchschnittlich (siehe Video) sehr lautes Signal wird durch solche Quäker besser wiedergegeben als ein unkomprimiertes Signal. Die Musik hört sich schlicht “besser” an, obwohl sie das nicht wirklich ist. Es geht also irgendwie darum zu tricksen. Warum denn tricksen?
Mit dem komprimieren ist das so eine Sache. Man erreicht dadurch sehr schnell, dass ein Signal lauter wird. Wir Menschen haben eine Affinität gegenüber Lautstärke entwickelt.
Laute Musik donnert dermassen stark auf unser Gehör und setzt im Gehirn auch noch Endorphine frei. Sie macht also glücklich diese laute Musik. (Oder warum glaubt ihr ist die Musik auf irgendwelchen Festivals so laut?)
Man erreicht durch gute Kompression also zwei Dinge. Erstens wird die Musik technisch gesehen besser wiedergegeben und zweitens macht laute Musik glücklich.
Das was man dann Loudness War nennt ist die krankhafte Form der Kompression. Komprimieren und lauter machen koste es was es wolle. Kritiker sagen, dass dadurch ein wichtiger Anteil der Musik verloren geht.
Somit ist man als Musikersteller im Zwist. Einerseits muss man komprimieren, damit man der Konkurrenz einen Schritt voraus ist. Andererseits kann man nicht zu stark komprimieren, weil dieses entstehende Stück nur noch so vor sich hinwabbert und ohne Dynamik ist ja auch irendwie doof. Also fährt man einen Kompromiss aus starker Kompression und “dahinwabbern”. Das Resultat glückt mal mehr, mal weniger gut.
Schlussworte
Zum Schluss noch ein Hinweis. Bei mancher Musik gehört die Dynamik zum Stilmittel! Nehmen wir beispielsweise klassische Musik. Dort werden laute und leise Passagen genutzt um Emotinen zu vermitteln. Reduziert man die Dynamik geht dieser Effekt verloren = nicht gut!
Andere Genres wie populäre elektronische Stile oder auch die des Pop nutzen gezielt dynamische Effekte. Ich denke da beispielsweise an Sidechain- Kompression oder etwa totkomprimierte Snaresounds wie sie bei Electroclash eingesetzt werden. Dort gehören wenig Dynamik einfach dazu.
Ihr als Konsumenten habt es letztendlich in der Hand, was ihr euch kauft. Habt ihr keine Lust auf wenig Dynamik kauft Musik mit mehr Dynamik. Leider habt ihr oft nicht die Wahl zwischen einer Version eines einzelnen Titels mit viel oder wenig Dynamik. Das ist das Leid des Konsumenten.
Ich hoffe euch hat dieser Artikel gefallen und bei euch etwas die Neugier an Tontechnik geweckt. Habt ihr noch Fragen oder Anregungen für folgende Artikel meldet euch doch einfach in den Kommentaren.
Vielleicht zum Schluss noch der Wikipedia Artikel zu dem Thema